Künstlerische Therapien

Künstlerische Therapien (Kunst-, Musik, Tanz-, Theatertherapie u.a.) zielen darauf, die physische, psychische und psychosoziale Gesundheit wieder zu erlangen, zu erhalten und zu fördern. Damit zielen sie auf die Verbesserung der Lebensqualität bei psychischen und somatischen Erkrankungen sowie bei emotionalen, kognitiven oder sozial bedingten Einschränkungen, Behinderungen oder Leidenszuständen.

Künstlerische Therapien basieren auf dem Interaktionsgeschehen zwischen der zu behandelnden Person, Therapierendem und schöpferisch- künstlerischem Prozess bzw. Werk. Die handlungsorientierte Anwendung künstlerischer Medien und Prozesse verbessert auf der Basis der therapeutischen Beziehung insbesondere die Wahrnehmung, die Regulation von Verhalten und Emotionen sowie kommunikative Fähigkeiten und soziale Interaktionen. Mit ihren spezifischen Interventionen fördern Künstlerische Therapierende vor allem den Zugang zu präverbalen und nonverbalen psychischen Inhalten. Sie ermöglichen damit Selbstreflexion bzw. Bewusstwerdung und erleichtern die Integration von belastenden und traumatischen Erlebnissen und Erfahrungen. Die Behandlung zielt auf eine nachhaltige Stabilisierung und Wiedereingliederung in den Lebensalltag der zu behandelnden Personen. Sie stärkt und entwickelt Kernkompetenzen der Lebensbewältigung wie Problemlösungsverhalten und Selbstregulation, die einen langfristigen Heilungserfolg begünstigen.

Künstlerische Therapien greifen aktuell auftretende Ereignisse innerhalb der Beziehungs- und Gestaltungsprozesse mit künstlerischen Mitteln auf. Daher ist die zu behandelnde Person stets unmittelbar und aktiv an der Bestimmung des therapeutischen Prozessverlaufs beteiligt.
Das jeweils gewählte künstlerische Medium spricht immer auch die Sinnesorgane an, und die sinnenhafte „Evidenz“ des entstehenden künstlerischen Produktes oder Werkes ermöglicht eine intersubjektive Auseinandersetzung mit den so zu Tage tretenden intrapsychischen Inhalten. Für diese Auseinandersetzung stehen Künstlerisch Therapierenden sowohl dialogische Formen im künstlerischen Medium selbst als auch die Möglichkeiten des verbalen therapeutischen Dialogs und vielfältige Übergangsformen dazwischen zur Verfügung. Dadurch hat die zu behandelnde Person die Möglichkeit, ein Thema handelnd im künstlerischen Medium zu gestalten und dabei einen eigenen Weg ins gesprochene Wort neu, wieder oder überhaupt zu finden. Damit bieten die Künstlerischen Therapien einen eigenständigen und substantiellen, komplementären Beitrag zur verbalen Psychotherapie.